Gelang dem Informatikprofessor Eckhard Kruse der Nachweis von Geisterstimmen?

Unheimliche Stimmen im Dunkeln

Stockdunkel muss es sein, damit das Unfassbare Gestalt annimmt. Da fliegen Gegenstände durch die Luft, Schritte beginnen und enden im Nirgendwo, Lichtblitze erhellen den Raum. Zuweilen sollen sich bei den Geister-Anrufungen auch Stimmen manifestieren, die scheinbar körperlos durch den ganzen Raum wabern, während das Medium geknebelt und an einen Stuhl gefesselt hinter einem schwarzen Vorhang sitzt – dem sogenannten „Kabinett“. Immer wieder berichten Teilnehmer von Séancen von solchen schaurigen Phänomenen. Sogar zu Heilungen soll es dabei schon gekommen sein. Wann und wo solche spiritistischen Sitzungen ihren Ursprung haben, weiß keiner so genau. In Deutschland erlebten Séancen in den Jahren 1850 bis 1890 ihre Blütezeit, doch aus anderen Kulturkreisen sind ähnliche Praktiken bekannt, die viel weiter zurückgehen. Bis heute sind die Menschen fasziniert von den scheinbar paranormalen Ereignissen, die sich während solcher Sitzungen ereignen. Einer von ihnen ist der Heidelberger Informatikprofessor Dr. Eckhard Kruse. Er sieht darin mehr als nur ein Privatvergnügen – für ihn ist es ein Forschungsfeld.

Physikalische Medialität – Ein Forschungsfeld

Die physikalische Medialität beschreibt paranormale Vorgänge, die sich scheinbar anhand greifbarer, physikalischer Phänomene manifestieren. Schon oft wurden angebliche Geisterbeschwörer des Betrugs überführt. In anderen, viel versprechenden Fällen rückten Parapsychologen mit einem gewaltigen Arsenal an Messinstrumenten an, woraufhin der Spuk oft ausblieb, was die Skeptiker in ihrem Betrugsverdacht noch bestärkte. Einen anderen Weg geht Prof. Kruse: Seiner Ansicht nach verhindert die minutiöse Beobachtung durch Messtechnik das Auftreten solcher Phänomene. Darum legt er bei seinen Forschungen Wert darauf, die Erscheinungen möglichst nicht zu beeinflussen. „Minimal-invasiv“ nennt er das. Mit Hilfe von mehreren im Séance-Raum verteilten Mikrofonen gelang es ihm nicht nur, scheinbare „Geisterstimmen“ aufzuzeichnen, sondern diese auch noch im Raum zu lokalisieren. Eine selbst geschriebene Software vergleicht die aufgenommenen Audiosignale und errechnet aus der Verzögerung die genaue Position der Tonquelle.

Seine Ergebnisse geben Forschern Rätsel auf

In mehreren Fällen konnte Prof. Kruse so nachweisen, dass die mutmaßlichen „Geisterstimmen“ tatsächlich nicht hinter dem Vorhang auftreten, wo das Medium sitzt, sondern irgendwo anders im Raum entspringen. In einem Fall bewegte sich die „Geisterstimme“ derart schnell durch den Raum, dass eine Fälschung durch andere Teilnehmer ausgeschlossen scheint. Mehr noch: Mit Hilfe von bei Strafverfolgungsbehörden eingesetzten Analysemethoden konnte Prof. Kruse zeigen, dass die vernommenen Stimmen nur schwerlich von einer einzigen Person stammen können. Seine Messergebnisse hat Prof. Kruse in aufwändigen Computersimulationen visualisiert, über die wir bereits an anderer Stelle berichtet haben.

Geisterstimmen – bislang kein Fall für die Wissenschaft

Natürlich steht und fällt die Untersuchung Prof. Kruses mit der Frage, wer oder was wirklich für die Stimmen verantwortlich ist. Bislang konnte Betrug nicht kategorisch augeschlossen werden. Weitere Forschungen hält darum auch Prof. Kruse für nötig. Doch ohne Forschungsgelder wird es schwer, diese fortzuführen. Und Forschungsgelder bekommt man nur, wenn man dazu in wissenschaftlichen Fachmagazinen publiziert hat. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn der von Prof. Kruse in einem Paper beschriebene Forschungsansatz gilt für viele Fachmagazine schon allein wegen der Thematik als nicht publizierbar. Bis zu einer groß angelegten, wissenschaftlichen Untersuchung solcher Phänomene ist es wohl noch ein weiter Weg.

Links:
Homepage Prof. Dr. Eckhard Kruse
Gibt es Geister? – Beitrag auf ExoMagazin.tv